Dienstag, 2. Dezember 2014

Ein bisschen vom Alltag

Mein Uni-Alltag in China beginnt jeden Tag um 5:45. Da ich so weit entfernt von der Uni wohne und jeden Morgen einen Weg von über einer Stunde habe, stehe ich recht früh auf, um meinen Bus zu bekommen. Der einzige Vorteil liegt wohl darin, dass ich dem meisten Stau aus dem Weg gehen kann und nicht noch länger im Bus warten muss. Bus fahren ist hier eine ganz lustige Angelegenheit. In Qingdao wohnen insgesamt 9 Millionen Menschen. Im Hauptteil der Stadt sind es immerhin noch 2 Millionen Menschen. Und trotzdem gibt es keine U-Bahn. Es gibt also nur 3 Möglichkeiten von A nach B zu kommen: mit dem eigenen Auto, dem Taxi oder dem Bus. Alle Möglichkeiten führen letztendlich dazu, dass auf den Straßen sehr viel Verkehr herrscht. Die Tatsache, dass sowohl ein eigenes Auto und ein Taxi für viele Menschen zu teuer ist, führt dazu, dass es in den Bussen immer kuschelig warm ist. Eine Busfahrt kostet etwa 15 ct, egal wie viele Stationen. Buspläne wie in Deutschland gibt es nicht. Es stehen alle Stationen drauf, die der Bus anfährt, aber es gibt keine genaueren Informationen über die Zeit, lediglich die Anfangs- und Endzeit an jedem Tag. Für die Busse, die ich regelmäßig benutze, hab ich das zum Glück schon rausgefunden. Ich hab aber auch schon mal eine Stunde auf einen Bus gewartet.
Damit ich morgens nicht noch früher aufstehen muss, kaufe ich mir mein Frühstück auf dem Weg zur Uni und frühstücke dort. Es gibt morgens eine Vielzahl an kleinen Ständen, die chinesisches Frühstück verkaufen, da im Allgemeinen wenige Mahlzeiten zu Hause zubereitet werden. Ich esse jeden morgen Reissuppe. Die meisten Reissuppen schmecken wie Reis mit Wasser-nach gar nichts. Aber irgendwann habe ich eine Sorte mit Geschmack gefunden, kostet 20 ct. Ansonsten gibt es noch eine Vielzahl an Möglichkeiten: beliebt ist eine Art Hamburger mit Brot, in das Fleisch, Salat, Ei und Soße reinkommt. Außerdem gibt es auch eine Art herzhafter Pfannkuchen mit Mayonnaise und Fleisch und Ei. Einmal habe ich auch warme Sojamilch probiert, die hat sogar besser geschmeckt als die, die ich aus Deutschland in Erinnerung habe. Es gibt auch Bäckereien in China, aber die Backwaren dort sind teurer verglichen mit den Straßenständen oder herkömmlichen chinesischen Essen. Sogar im Vergleich mit Preisen aus Deutschland. Außerdem gibt es dort nur helles, sehr weiches Brot und süßliche Dinge. Ich habe hier sogar eine deutsche Bäckerei gefunden. Einige Dinge konnte ich auch wiedererkennen, einiges habe ich in Deutschland aber noch nie gesehen.
Agnieszka, Michelle und ich im "Waffle Bants"
Mein Uni-Tag endet um 12 Uhr, danach gehe ich meistens mit Kommilitonen in einem Restaurant oder in der Kantine Mittagessen. Die Kantine bietet sehr große Portionen zu sehr kleinen Preisen an. Vegetarische Gerichte gibt es ab knapp 1€. In der näheren Umgebung der Uni gibt es ein paar kleinere Restaurants, in denen man zu immer noch geringen Preisen essen kann. Dort bestellen wir meistens als Gruppe mehrere Gerichte und teilen sie. Dabei bekommt jeder seine eigene kleine Schüssel Reis. Am Ende bezahlt jeder ungefähr 2-3€. Serviert werden chinesische Gerichte. An diesen Orten essen meist Studenten, da sie direkt neben der Uni liegen.
Es gehen aber sehr viele Leute entweder mittags oder abends essen, da es sehr günstig ist. Man spart kein Geld beim selbst kochen, je nachdem bei welchem Gericht zahlt man sogar mehr. Die Küchen hier sind auch alle nicht sehr luxuriös ausgestattet. Ich habe meine eigene Wohnung, aber meine Küche hat nicht mal einen Ofen oder eine Mikrowelle. Ich habe einen Gasherd mit 2 Kochstellen. Bisher habe ich noch von keiner anderen Person etwas anderes gehört. In einigen Studentenwohnheimen gibt es tatsächlich keine Küche. Das wäre in Deutschland unvorstellbar.
In Qingdao Downtown kann man auch für mehr Geld leckeres Essen finden. Dort gibt es alle Arten von Restaurants. Es wird im Stil von anderen asiatisches Ländern gekocht und sogar westlich. Ganz besonders mag ich ein westliches Café, das einen himmlisches Käsekuchen serviert.
Blaubeer-Käsekuchen yummy!
Anschließend fahre ich nach Hause und mache meine Hausaufgaben. Die Uni erinnert vom Lernstil mehr an eine Schule, daher mache ich jeden Tag brav meine Hausaufgaben. Je nachdem wie spät ich nach Hause fahre, lande ich mitten im Berufsverkehr. Das ist deshalb erwähnenswert, weil ich schon so manche Nah-Tod-Erfahrung in einem Bus hatte. Es ist schon gefährlich über die Straße zu gehen, wenn nicht so viele Autos unterwegs sind, aber in der Rush Hour schaue ich nicht mehr aus dem Fenster. Das Gruseligste als Fußgänger ist, dass die Autos trotzdem Vorfahrt haben, wenn die Fußgängerampel grün anzeigt. Meistens wird man aber nur angehupt, wenn man im Weg steht. Meistens. Einmal wollte ich gerade aus einem Bus aussteigen und bin fast von einem Auto umgefahren worden, das den Bus von rechts in der Bushaltestelle überholen wollte. Ich war etwas geschockt. Wenn ich recht darüber nachdenke, habe ich auch noch nie irgendwo hier eine Fahrschule gesehen. Wundert mich nicht. Wenn ich die Straße überqueren möchte, dann suche ich nach irgendwelchen Chinesen, die in die gleiche Richtung wollen wie ich und folge ihnen einfach. Zum Glück gibt es hier so viele davon.
Als das Wetter noch schöner und wärmer war als es jetzt ist, habe ich gegen 6-8 Uhr abends oft Kinder und ältere Menschen gesehen, die draußen gespielt, getanzt oder Taiji gemacht haben. In der Gegend in der ich wohne, gibt es nämlich einen kleinen Platz mit einer Ansammlungen von kleinen Geschäften, der ein bisschen Platz für solche Zusammentreffen bietet.

Was mich ein bisschen traurig macht um diese Jahreszeit ist das nicht Vorhandensein von Weihnachten. Es gibt keine Dekoration in den Straßen, keine Plätzchen oder Lebkuchen im Supermarkt und auch keine Weihnachtsbäume. Im Starbucks gibt es jetzt Weihnachtskaffee und die Fensterscheiben von McDonalds haben mir frohe Weihnacht gewünscht, aber das war auch schon alles. Außerdem habe ich eine ältere Frau in einem chinesischen Weihnachtspulli gesehen. Es waren Weihnachtsbäume und Pandas mit niedlichen Schals darauf abgebildet. Weihnachtspandas. Schade, dass ich nicht stricken kann.

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