Mein
Uni-Alltag in China beginnt jeden Tag um 5:45. Da ich so weit
entfernt von der Uni wohne und jeden Morgen einen Weg von über einer
Stunde habe, stehe ich recht früh auf, um meinen Bus zu bekommen.
Der einzige Vorteil liegt wohl darin, dass ich dem meisten Stau aus
dem Weg gehen kann und nicht noch länger im Bus warten muss. Bus
fahren ist hier eine ganz lustige Angelegenheit. In Qingdao wohnen
insgesamt 9 Millionen Menschen. Im Hauptteil der Stadt sind es
immerhin noch 2 Millionen Menschen. Und trotzdem gibt es keine
U-Bahn. Es gibt also nur 3 Möglichkeiten von A nach B zu kommen: mit
dem eigenen Auto, dem Taxi oder dem Bus. Alle Möglichkeiten führen
letztendlich dazu, dass auf den Straßen sehr viel Verkehr herrscht.
Die Tatsache, dass sowohl ein eigenes Auto und ein Taxi für viele
Menschen zu teuer ist, führt dazu, dass es in den Bussen immer
kuschelig warm ist. Eine Busfahrt kostet etwa 15 ct, egal wie
viele Stationen. Buspläne wie in Deutschland gibt es nicht. Es
stehen alle Stationen drauf, die der Bus anfährt, aber es gibt keine
genaueren Informationen über die Zeit, lediglich die Anfangs- und
Endzeit an jedem Tag. Für die Busse, die ich regelmäßig benutze,
hab ich das zum Glück schon rausgefunden. Ich hab aber auch schon
mal eine Stunde auf einen Bus gewartet.
Damit ich
morgens nicht noch früher aufstehen muss, kaufe ich mir mein
Frühstück auf dem Weg zur Uni und frühstücke dort. Es gibt
morgens eine Vielzahl an kleinen Ständen, die chinesisches Frühstück
verkaufen, da im Allgemeinen wenige Mahlzeiten zu Hause zubereitet
werden. Ich esse jeden morgen Reissuppe. Die meisten Reissuppen
schmecken wie Reis mit Wasser-nach gar nichts. Aber irgendwann habe
ich eine Sorte mit Geschmack gefunden, kostet 20 ct. Ansonsten
gibt es noch eine Vielzahl an Möglichkeiten: beliebt ist eine Art
Hamburger mit Brot, in das Fleisch, Salat, Ei und Soße reinkommt.
Außerdem gibt es auch eine Art herzhafter Pfannkuchen mit Mayonnaise
und Fleisch und Ei. Einmal habe ich auch warme Sojamilch probiert,
die hat sogar besser geschmeckt als die, die ich aus Deutschland in
Erinnerung habe. Es gibt auch Bäckereien in China, aber die
Backwaren dort sind teurer verglichen mit den Straßenständen oder
herkömmlichen chinesischen Essen. Sogar im Vergleich mit Preisen aus
Deutschland. Außerdem gibt es dort nur helles, sehr weiches Brot und
süßliche Dinge. Ich habe hier sogar eine deutsche Bäckerei
gefunden. Einige Dinge konnte ich auch wiedererkennen, einiges habe
ich in Deutschland aber noch nie gesehen.
Agnieszka, Michelle und ich im "Waffle Bants" |
Mein Uni-Tag
endet um 12 Uhr, danach gehe ich meistens mit Kommilitonen in einem
Restaurant oder in der Kantine Mittagessen. Die Kantine bietet sehr
große Portionen zu sehr kleinen Preisen an. Vegetarische Gerichte
gibt es ab knapp 1€. In der näheren Umgebung der Uni gibt es ein
paar kleinere Restaurants, in denen man zu immer noch geringen
Preisen essen kann. Dort bestellen wir meistens als Gruppe mehrere
Gerichte und teilen sie. Dabei bekommt jeder seine eigene kleine
Schüssel Reis. Am Ende bezahlt jeder ungefähr 2-3€. Serviert
werden chinesische Gerichte. An diesen Orten essen meist Studenten,
da sie direkt neben der Uni liegen.
Es gehen
aber sehr viele Leute entweder mittags oder abends essen, da es sehr
günstig ist. Man spart kein Geld beim selbst kochen, je nachdem bei
welchem Gericht zahlt man sogar mehr. Die Küchen hier sind auch alle
nicht sehr luxuriös ausgestattet. Ich habe meine eigene Wohnung,
aber meine Küche hat nicht mal einen Ofen oder eine Mikrowelle. Ich
habe einen Gasherd mit 2 Kochstellen. Bisher habe ich noch von keiner
anderen Person etwas anderes gehört. In einigen Studentenwohnheimen
gibt es tatsächlich keine Küche. Das wäre in Deutschland
unvorstellbar.
In Qingdao
Downtown kann man auch für mehr Geld leckeres Essen finden. Dort
gibt es alle Arten von Restaurants. Es wird im Stil von anderen
asiatisches Ländern gekocht und sogar westlich. Ganz besonders mag
ich ein westliches Café, das einen himmlisches Käsekuchen serviert.
Blaubeer-Käsekuchen yummy! |
Anschließend
fahre ich nach Hause und mache meine Hausaufgaben. Die Uni erinnert
vom Lernstil mehr an eine Schule, daher mache ich jeden Tag brav
meine Hausaufgaben. Je nachdem wie spät ich nach Hause fahre, lande
ich mitten im Berufsverkehr. Das ist deshalb erwähnenswert, weil ich
schon so manche Nah-Tod-Erfahrung in einem Bus hatte. Es ist schon
gefährlich über die Straße zu gehen, wenn nicht so viele Autos
unterwegs sind, aber in der Rush Hour schaue ich nicht mehr aus dem
Fenster. Das Gruseligste als Fußgänger ist, dass die Autos trotzdem
Vorfahrt haben, wenn die Fußgängerampel grün anzeigt. Meistens
wird man aber nur angehupt, wenn man im Weg steht. Meistens. Einmal
wollte ich gerade aus einem Bus aussteigen und bin fast von einem
Auto umgefahren worden, das den Bus von rechts in der Bushaltestelle
überholen wollte. Ich war etwas geschockt. Wenn ich recht darüber
nachdenke, habe ich auch noch nie irgendwo hier eine Fahrschule
gesehen. Wundert mich nicht. Wenn ich die Straße überqueren möchte,
dann suche ich nach irgendwelchen Chinesen, die in die gleiche
Richtung wollen wie ich und folge ihnen einfach. Zum Glück gibt es
hier so viele davon.
Als das
Wetter noch schöner und wärmer war als es jetzt ist, habe ich gegen
6-8 Uhr abends oft Kinder und ältere Menschen gesehen, die draußen
gespielt, getanzt oder Taiji gemacht haben. In der Gegend in der ich
wohne, gibt es nämlich einen kleinen Platz mit einer Ansammlungen
von kleinen Geschäften, der ein bisschen Platz für solche
Zusammentreffen bietet.
Was mich ein
bisschen traurig macht um diese Jahreszeit ist das nicht
Vorhandensein von Weihnachten. Es gibt keine Dekoration in den
Straßen, keine Plätzchen oder Lebkuchen im Supermarkt und auch
keine Weihnachtsbäume. Im Starbucks gibt es jetzt Weihnachtskaffee
und die Fensterscheiben von McDonalds haben mir frohe Weihnacht
gewünscht, aber das war auch schon alles. Außerdem habe ich eine
ältere Frau in einem chinesischen Weihnachtspulli gesehen. Es waren
Weihnachtsbäume und Pandas mit niedlichen Schals darauf abgebildet.
Weihnachtspandas. Schade, dass ich nicht stricken kann.
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